Dienstag, 15.05.2018

 

Nach einem sehr ruhigen Flug mit Swiss landeten wir gegen 1420 Uhr in Hamburg. Wir lösten am Bahnschalter eine Hamburg Card für 4 Tage, welche uns sehr viel Nutzen im öffentlichen Verkehr (gratis) und viele Ermässigungen bei Eintritten  gewährte.

 

So fuhren wir mit der U-Bahn zu unserer Unterkunft City Apartement Hotel. Wie sich herausstellte, hatte ich wieder einmal bei der Buchung eine glückliche Hand mit diesem Hotel.

 

"Das City Apartment Hotel Hamburg liegt im Herzen unserer schönen Hansestadt in einer ruhigen Seitenstraße. Von hier aus erreichen Sie in wenigen Minuten den Hauptbahnhof, die Alster und die Shoppingmeile rund um den Jungfernstieg.

Das ehemalige Kontor Haus wurde 1998 zu einem Hotel mit einer ganz persönlichen Atmosphäre umgebaut. Das familiär geführte Haus bietet Ihnen neben großzügigen Hotelzimmern auch gemütliche Apartments mit eigener Pantry".

Als erstes fuhren wir mit der U-Bahn bis wir den berühmten, über 800 Jahre alten Hafen erreichten. Hamburg besitzt den größten Seehafen Deutschlands mit sechzig Hafenbecken und mehr als 300 Schiffsliegeplätze. An der Haltestelle „Landungsbrücken“ stiegen wir aus und schlenderten an der Promenade entlang und schmökerten ein wenig in den kleinen Lädchen.

Es ging nicht lange und ein Biergarten wurde angepeilt , wo wir auf unsere diesjährige Städtereise anstossten.

 

Etwas weiter ankert die Rickmer Rickmers, benannt nach dem Enkel des Reeders. 1896 lief sie zum ersten Mal vom Stapel und wurde als Handelsschiff zwischen Europa und Asien eingesetzt. Nach einer turbulenten Zeit, Verkauf und Kapern im 1. Weltkrieg wurde das Schiff 1962 ausgemustert. Zwanzig Jahre später wurde es von einem Hamburger Verein erworben und restauriert. Heute dient die Rickmer Rickmers als Schulungs- und Museumsschiff an den Landungsbrücken.  Der Dreimaster ist weltweit einer der letzten, intakten Großsegler und einer von 58, die auf der Rickmers-Werft gebaut wurde.

Wir schlenderten anschließend im Hafen auf und ab und genoßen die Atmosphäre und die Stimmung.

 

Nicht weit davon betraten wir eines der wichtigsten Baudenkmäler Hamburgs, nämlich den alten Elbtunnel. Alt deshalb, weil ein neuer Elbtunnel gebaut und in die Autobahn integriert wurde. Der alte Elbtunnel wird aber nach wie vor rege genutzt und erfreut sich auch bei Touristen starker Beliebtheit. Er wurde 1907 – 1911 erbaut, um den Fährbetrieb zu entlasten und die Elbe auch im Winter passieren zu können. Zwanzig Millionen Personen nutzen im Jahr den Tunnel zur Unterquerung der Elbe und noch heute werden über 700.000 Fußgänger pro Jahr gezählt. Wir erreichten den Tunnel über ein historisches Gebäude mit grünspanüberzogener Kuppel.  Die tollen Kacheln im Inneren sind schon ein Wahnsinn. In Aufzugkörben werden die Autos, Moped- und Radfahrer in die beiden 23 Meter unter der Elbe liegenden Tunnelröhren gebracht. Den Fußgängern stehen ein Treppenhaus und ein kleinerer Lift zur Verfügung.

 

Die beiden Tunnelröhren sind 426,5 Meter lang, haben einen Durchmesser von sechs Metern und sind mit einer Fahrbahn und beidseitigen Fußgängerwegen ausgestattet. Die Wände sind gefliest mit sogenannten Majolika Reliefs, eine Art 3-D-Fliese, mit Wassermotiven.

 

Der Tunnel verbindet St. Pauli und die Werftinsel Steinwerder. Von dort hatten wir eine tolle Aussicht auf die Landungsbrücken, den Michel und das Häusermeer. Wir „unterquerten“ die Elbe noch einmal, lasen die Gedenktafeln vor dem Eingang und machten uns auf den Weg Richtung St. Pauli. Übrigens, 2003 wurde der alte Elbtunnel unter Denkmalschutz gestellt und das ist auch gut so, denn er ist echt eine Attraktion, die man sich nicht entgehen lassen soll.

Nach dem Nachtessen wurde es langsam Zeit zu den Landungsbrücken zurück zu kehren, denn dort traffen wir uns mit einem Unikat Hamburgs, dem Nachtwächter Klaus. Dieser zeigte uns mit viel Witz und Seemannscharm alle Ecken und Beisln von St. Pauli, ausgeschmückt mit anekdotenreichen Geschichten über das größte Amüsier- und Rotlichtviertel Europas. Durch das Viertel läuft die 1 km lange Reeperbahn, die ein Muss für jeden Hamburg-Besuch ist. Der Name „Reep“ kommt aus dem Dänischen und bedeutet Seil, denn hier wurden früher Schiffstaue produziert und dazu brauchte man eine lange, gerade Bahn. Entlang der Reeperbahn haben sich diverse Shops, viele urige Kneipen, Bars und Clubs angesiedelt. Der Song von Hans Albers „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins, ob du’n Mädel hast oder hast kein’s, amüsierst du dich, denn das findet sich, auf der Reeperbahn nachts um halb eins …“ ließ schon damals die Vielzahl der Vergnügungen erahnen.

In der Nähe der Reeperbahn bringt uns Klaus zur Herbertstraße, die mit einem Brettverschlag versperrt ist. Außerdem weist ein rotes Schild darauf hin, dass der Zutritt für Jugendliche unter 18 Jahren und Frauen verboten ist. Der Grund dafür ist, dass sich hier Prostituierte in je 40 Schaufenstern pro Straßenseite präsentieren und auf Freier warten. Hier hat auch Domenica gearbeitet, die aufgrund von Medienauftritten berühmteste Prostituierte Deutschlands. Klaus erzählte uns, dass eine Dame, die hier arbeitet, zwischen 12.000 – 15.000 Euro im Monat verdient und in 5 – 6 Jahren ausgesorgt hat.

Wir kamen zur Davidwache, die durch Film und Fernsehen zum bekanntesten Polizeirevier der Hamburgs geworden ist. Das Gebäude im typisch roten Backsteinbau wurde 1914 fertig gestellt und steht heute unter Denkmalschutz. Es ist das kleinste Revier Europas und dennoch werden sich die Beamten nicht langweilen. Aufgrund der Lage direkt am „Kiez“ sind sie hier mitten im Geschehen von Schlägereien, Saufgelagen, Bandenkriege zwischen Zuhältern und sonstigen kriminellen Vorkommnissen.

 

Danach brachte uns Erwin in eine Seitengasse und wir blieben vor einem Lokal mit einer Schwingtür stehen, dekoriert mit gespreizten Frauenbeinen mit roten Lackschuhen. Er erzählte uns, dass er als Jugendlicher selber lange gezögert habe durch diese Beine zu gehen. Und irgendwann hat er es dann doch getan und war a bissi enttäuscht, weil sich dahinter „nur“ das legendäre Lokal „Zur Ritze“ befindet. Die Boxer- und Promikneippe ist tapeziert mit hunderten von Fotos mit Autogrammen bekannter Persönlichkeiten aus allen Genres. Auch diverse Utensilien aus dem Boxsport wurden dazwischen gepinnt. Anschliessend durften wir mit ihm noch in den Keller gehen, wo sich ein Boxring befindet. Auch dieser Raum ist voll mit Poster von Sven Ottke, Wladimir Klitschko, Max Schmeling, Axel Schulz und vielen anderen Promis.

Wir setzten unsere Tour durch St. Pauli fort.

 

Die wohl bekannteste Seitengasse der Reeperbahn ist die sogenannte „Großen Freiheit“, wo einst Religions- und Gewerbefreiheit galt. In den vierziger Jahren öffneten Nachtclubs ihre Pforten und heute reiht sich ein Show- und Erotiklokal an das andere. Hier kommen also die Nachtschwärmer auf ihre Rechnung. Hier hat unter anderen auch die Karriere der Beatles begonnen. Heute schmückt eine Erinnerungstafel mit den Namen vieler Musiker eine Hausfassade.

Auf der anderen Straßenseite ist das „Dollhaus“. Die Männer scharren schon mit den Hufen, denn hier werden außerdem High Class Tabledance, Striptease, GoGo Dance und  Erotic Shows geboten.

 

Last but not least erreichten wir an der Einmündung zur Großen Freiheit den Beatles Platz. Um 500.000 Euro wurde hier eine runde Fläche mit schwarzem Boden angelegt, nach dem Vorbild einer alten Schallplatte. Die Silhouette-Skulpturen der ursprünglich fünf Pilzköpfe (Stuart Sutcliffe ist früh aus der Band ausgeschieden) sollen an die Bedeutung Hamburgs in der Geschichte der Beatles erinnern. Nachts werden die silbernen Kerle mit Spots angestrahlt – da sieht echt elegant aus.

 

Egal, wo wir auch hinkamen, überall kannten sie Klaus und jubelten ihm wie einem Popstar zu, begrüßten sich mit „mor´jen“ und das obwohl es schon dunkel wird. Nach guten 2 1/2 Std (die Führung dauert normalerweise 95 Min.) verabschiedete er sich wieder von uns und wir können ihn nur wärmstens weiterempfehlen. Er erzählt interessant und unterhaltsam Geschichten und Ereignisse Hamburgs im besonderen St. Paulis und beantwortet alle Fragen wissensreich und mit allen pikanten Details.

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