Geburtsgeschichte des 2 CV 

Die Geschichte des 2 CV wurde schon oft und breit erzählt und stellt praktisch einen Fixpunkt in jeder Entenberichterstattung dar. Da sie aber wirklich nett und unterhaltsam ist, soll dieser Artikel hierbei keine Ausnahme sein.

Im Jahre 1936 forderte
Citroen's damaliger Generaldirektor, Pierre Boulanger, von seinem Chefkonstrukteur, Brogly, einen wirtschaftlichen, frontgetriebenen Wagen, der Platz für zwei Bauern in Stiefeln und einen Zentner Kartoffel oder ein Fass Wein bieten sollte und mindestens 60 km/h schnell sei, dabei aber nicht mehr als 3 Liter auf 100 Kilometer verbrauchen sollte.
Weiter soll das Fahrzeug schlechteste Wegstrecken bewältigen können und so einfach zu bedienen sein, das er selbst von Anfängern problemlos gefahren werden kann.
Er muss sehr gut gefedert sein, so dass ein Korb mit Eiern eine Fahrt über holprige Feldwege unbeschadet übersteht.
Schliesslich muss das Fahrzeug um ein Drittel billiger sein als der Traction Avant.
Es soll kein Gedanke an das Design verschwendet, sondern die ganze Aufmerksamkeit den Anforderungen des täglichen Lebens gewidmet werden.
So kam es, dass es sehr viele urige Vorschläge gab. Ein optisch nicht sehr reizvoller, aber technisch guter Vorschlag wurde realisiert.
Diese Vorserie lief unter dem Namen TPV (Toute Pet
ite Voiture).
Anfangs 1937
wird der 1. Prototyp fertiggestellt (es wurden insgesamt 49 Prototypen gebaut).



Nun stand dieses Auto vor dem Vorstand von Citroen, die fast alle der Reihe nach in Ohnmacht fielen, als sie dieses Auto sahen!
Der Motor war luftgekühlt, hatte keinen Wischermotor, der Tacho wurde vergessen, nur ein Scheinwerfer, ein Rücklicht, die Sitze waren Hängematten in klapprigem Rohrgestell und die Federung war nun ganz anders als man es im Fahrzeugbau kannte. Das Auto sah aus wie eine eingefrückte Wellblechgarage mit Rädern.

Bei näherem Betrachten des Autos wurde fo
lgendes weiter festgestellt:

Es hatte einen kleinen Boxermotor mit 9 PS und 375 ccm.
Es hatte 4 Türen und man konnte mit Hut im Auto sitzen.

Ein Kofferraum wurde auch nicht vergessen.
Die Sitze konn
te man sehr einfach für ein Picknick ausbauen (wie es heute wieder viele Vans können).

Der Vorstand setzte sich ins Auto. Weiter wurden auch Eier ins Auto gelegt und ab auf die Teststrecke, welche 2500m lang-/ und ca. 130 Kilometer von Paris entfernt war (Citroen baute sie 1938) . So konnte man den TPV ungestört testen.
So nach 2-5 Minuten war die Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h erreicht worden und was machte das Auto? Es plumpste und hopste nicht wie jedes andere Auto von Schlagloch zu Schlagloch. Nein,
es behielt immer die Räder auf dem Boden und schaukelte erheblich.

Die hässliche Möhre w
ar bis auf die missglückte Optik eigentlich das Auto, was sich der Vorstand vorstellte.
Nun liess sich der Vorstand erklären, warum das Ding wie eine verunglückte Blechgarage aussah;

Das Auto sollte sehr leicht werden, weil man sonst einen grösseren Motor benötigte. Darum kamen nicht viele Verstärkungen in das Auto.

Da aber grosse Blechteile sehr wenig Stabilität ohne Verstärkungen ergeben, hat man halt die Sicken in das Blech gedrückt. Genial oder nicht? Darum sah das Auto aus wie eine Wellblechgarage.

Von diesem hässlichen aber genialen Auto hörte auch ein Herr Porsche, der gleich einige seiner engsten Mitarbeiter nach Frankreich schickte, um das hässliche Ding zu begutachten.
Als sie das Fahrzeug sahen, lachten sie sich halb tot und berichteten Porsche, dass das Ding so hässlich ist, das
keiner damit fahren wird und überhaupt, diese komischen Franzosen haben alles anders gemacht als wir.

Leider kam der Zweite Weltkrieg dazwischen und man beschloss, das Projekt geheim zu halten. Der Grossteil der 250 ursprünglich bis
1941 gebauten Prototypen wurde vernichtet.
3 Prototypen sind erst 1994 in einem Speicher, eingemauert, auf dem ehemaligen Testgelände, gefunden worden.


Ende 1942 wird die Entwicklung des TPV wieder aufgenommen. Es wird jedoch noch knapp 6 Jahre dauern, bis die Ente serienreif war.

1947 wurde die en
dgültige Federung des TPV entworfen. Die Eigenart der Federung ist bis heute ein absolutes Charakteristikum.

Ein geübter 2 CV-Fahrer kann mit einer beherzten Kurvenfahrt, aufgrund der extremen Schräglage, für fassungslose, entsetzte Gesichter am Strassenrand sorgen. Möglich macht das aus dem Kutschenbau bekannte Prinzip der Längsfederung: Nicht die beiden Vorder-/ und die beiden Hinterräder sind miteinander
verbunden, sondern jeweils die beiden rechten und linken Räder. Dadurch entfernen sich bei starker Seitenneigung die kurvenäusseren Reifen etwas voneinander und geben dem Auto mehr Stabilität.

Am 7. Oktober 1948
wird der 2 CV der Oeffentlichkeit auf dem Pariser Salon vorgestellt.



Unter der Haube war (entgegen des ursprünglich geplanten wassergekühlten Motors) ein luftgekühlter 2-Zylinder-Boxermotor mit 9 PS am werkeln. Auf der Haube hatte es sich ein zweiter Scheinwerfer gemütlich gemacht, nur 1 Rücklic
ht und Schweibenwischer mit Tachowellenantrieb (die Wischgeschwindigkeit war abhängig von der Fahrgeschwindigkeit; an der Ampel gingen die Wischer nicht).

Aber erst am 22. September 1949 wurde der erste 2 CV an Kunden ausgeliefert.

Citroen wollte den 2 CV schon früher anbieten, musste jedoch erst neue Fliessbänder für ihre Herstellung einrichten.
Ausserdem soll Generaldirektor Boulanger mit dem Produktionsbeginn gewartet haben, bis sich die finanziellen Verhältni
sse der "kleinen Leute" nach dem Krieg besserten und eine Werbekampagne für das neue Auto Erfolg und Absatz versprach.

Obwohl die Fachpresse vor allem Hohn und Tadel für den etwas anderen Kleinwagen übrig hatte und nach einem serienmässigen Dosenöffner fragte, belief sich die Wartezeit zwei Jahre später bereits auf 6 Jahre und man musste schon Arzt oder Priester sein, um vorgereiht zu werden.




Die Abbildung zeigt einen 2 CV aus dem Jahre 1949.
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