Mittwoch, 26.08.2015, - Grenchen
Der Tag vor unserer Abreise war und ist natürlich auch bei Camperferien der Packtag. Kühlschrank beladen, letzte Proviant-Einkäufe, Wassertank spülen und zur Hälfte auffüllen - nochmals alles kontrollieren. Haben wir wirklich nichts vergessen? Schlussendlich wird für die nächsten fünfeinhalb Wochen unser Wohnmobil zu unserem zu Hause. Am Abend letzte Arbeiten in unserem Haus und dann frühzeitig in die Federn, da es morgen bei Zeiten losging. Ihr könnt Euch selber einen Reim machen, ob Marietta und ich vor lauter Aufregung gut geschlafen haben.
Donnerstag, 27.08.2015, - Grenchen bis Rimini
So waren wir froh, als um 0500 Uhr der Wecker läutete und uns aus dem unruhigen Schlaf weckte. Gegen 0600 Uhr war es dann so weit. Schwer beladen ging es auf unsere lange Reise. Die erste Etappe ging bis zur Autobahnraststätte Deitingen, wo wir mit unseren beiden Mitbegleiterinnen, Igu und Päuli, abgemacht hatten.
So ging es ohne Stau (war wirklich herrlich) via Luzern, Amsteg zum Gotthard-Tunnel Portal hoch. Auch diesen konnten wir ohne Behinderungen durchfahren. Weiter ging es die Leventina hinab. Ein letztes Mal günstigen Diesel getankt in der Schweiz und dann fuhren wir zur schweizerisch/italienischen Grenze in Chiasso, welche wir ohne Probleme passierten.
Zähe floss dann der Verkehr nach der Grenze bis Mailand, da ja dort die Weltausstellung war. Nach Mailand ging es dann wie gewohnt flott voran. Mit hunderten LKW's fuhren wir im Verkehr Richtung Westen. Marietta beobachtete die Kapitäne der Landstrasse ein wenig, wenn ich überholte. Die Lieblingsbeschäftigungen waren telefonieren, am CB-Funk quasseln, einige sortierten Lieferscheine oder lasen die Zeitung.
Am späteren Nachmittag trafen wir auf dem Stellplatz in Rimini ein. Es herrschte sehr warmes Wetter und so stellten wir Stühle und Tische zwischen unseren Womo's auf. Wie herrlich ein Bier oder auch zwei sein können, inkl. Apéro-Snacks, muss ich hier nicht erwähnen und wir genossen es in vollen Zügen. Gegen 2100 Uhr gingen wir dann in die verkehrsfreie Altstadt von Rimini, wo wir in einem Park eine Pizzeria entdeckten und italienische Spezialitäten assen. Auf dem Nachhauseweg konnten wir es natürlich nicht lassen, einen-/ oder vielleicht auch zwei Schlummis zu geniessen und so sanken wir dann todmüde in unserem "Neuen zu Hause" ins Bett.
Freitag, 28.08.2015 - Rimini bis Ancona
Gegen 0900 Uhr gab es Tagwach. Meine Aufgabe war bereits gestern abend beschlossen worden und so führte ich diese aus. Frisches Brot in der Altstadt holen war angesagt. So machte ich bereits am Morgen etwas für meine Fitness und hollte Brötchen und Gipfeli. So nahmen wir gemütlich vor unserem Womo das Morgenessen ein und legten die nächsten 100 Kilometer zurück, welche uns nach Ancona brachten.
Im Check-Inn Gebäude bei der Minoan Lines eingescheckt und anschliessend zum Gate gefahren. Das Einschiffen auf die Cruise Olympia ging reiblungslos von sich und mit einer knappen halben Stunde Verspätung legte das Schiff in Ancona ab.
Nachdem wir auf dem Meer waren, bezogen wir unsere Innenkabine. Der Grund dafür war, dass Minoan Lines kein Camping an Bord mehr anbietet, dafür bekommt man für den gleichen Preis eine Innenkabine.
Das Meer war auf der ganzen Ueberfahrt spiegelglatt und wir konnten auf Deck einen herrlichen Sonnenuntergang erleben.
Samstag, 29.08.2015 - Igoumenitsa bis Alexandroupoli
Da, wie bereits erwähnt, dass Meer auf der ganzen Reise sehr ruhig war, holte die Fähre die Verspätung von Ancona auf resp. wir trafen 45 Minuten vor der effektiven Ankunftszeit in Igoumenitsa ein.
Das Ausschiffen ging reibungslos von sich und so nahmen wir die Fahrt nach Alexandroupoli (knappe 650 Kilometer) auf. Die Autobahn E90 schlängelt sich zuerst durch das Pindus-Gebirge. Auf und Ab ging es, man kam sich wie in unseren Alpen vor und das fast ohne Verkehr. Nur vereinzelte Fahrzeuge waren unterwegs, es war beinahe wie auf einer Privatstrasse. Ca. 40 Kilometer vor Thessaloniki kamen wir dann in die Ebene. Tempomat rein und die karge, wenig besiedelte Landschaft an uns vorbei ziehen lassen. Am späteren Nachmittag trafen wir dann in Alexandroupoli, resp. auf dem dortigen Campingplatz ein.
Wir bezogen einen Stellplatz direkt am Meer und gingen uns ins herrlich kühlende Meer abkühlen, da eine Temperatur von 34 Gard herrschte (und das um 1800 Uhr).
Sonntag, 30.08.2016 - Campingplatz Alexandoupoli
Wir beschlossen , dass wir Heute einen Ruhetag einlegen und genossen das herrliche Badewetter, relaxten, schwammen im Meer und besprachen unsere Weiterfahrt.
Montag, 31.08.2015 - Alexandroupoli bis Agva
Heute ging es also Richtung Türkei. Nach ca. 30 Kilometer Autobahnfahrt erreichten wir die Grenze. Schon von Weitem war eine übergrosse türkische Flagge zu sehen, die sich majestätisch im Wind bewegte. Etwas merkwürdig wirkten sowohl die griechischen, wie auch die türkischen Grenzsoldaten, die mit Maschinenpistolen im Anschlag gegenseitig auf sich aufpassten, aber unseren Gruss freundlich erwiderten.
Der Grenzübertritt war völlig problemlos, hier ein Stempel, dort das Womo im Reisepass eingetragen, freundliche Grenzer.
Zügig durchfuhren wir auf der Stadtautobahn Istanbul, die Zehnmillionen-Stadt, die von vielen Türken als heimliche Hauptstadt des Landes angesehen wird. Ueberall wehten türkische Fahnen als Symbol eines neuen Selbstbewusstseins.
Wir überquerten den Bosperus und erreichten damit bereits den asiatischen Teil der Türkei.
Es dauert eine lange Zeit, bis der Verkehrsmoloch Istanbul hinter uns lag. Wir fuhren immer weiter Richtung Schwarzes Meer, wo wir gegen Abend in Agva eintrafen. In einer Bucht bezogen wir auf dem Campingplatz Green Park unser Nachtlager und da es bereits spät war, assen wir das erste Mal in einem Restaurant in der Türkei und das für sage und schreibe Fr. 15.-- für Beide.
Dienstag, 01.09.2015 - Agva bis Safranbolu
Herrlich geschlafen und komplett ausgeruht, steuerten wir heute unser erstes Ziel in der Türkei an. Safranbolu, rund 90 Kilometer von der Schwarzmeerküste entfernt liegt die Perle der pontischen Kleinstädte und sie ist nicht umsonst UNESCO Welterbe.
Doch zuerst einige Bilder von unterwegs.
Ein Kleinod besonderer Art ist das Städtchen Safranbolu. In historischer Zeit verdankte die Stadt ihren Wohlstand an der Nebenroute der Seidenstrasse. Als Karawanenstation entwickelte sie sich zu einem bedeutenden Handelszentrum für Lederwaren und vor allem von Safran das zu den wichtigsten Erzeugnissen der Region gehörte. Bis zum Ende des Osmanischen Reiches stellten die Griechen einen Drittel der Bevölkerung. Mit der Aussiedlung von etwa 1,3 Millionen Griechen aus der Türkei 1923 begann der Verfall. Seit 1980 werden die Häuser zumeist als Wochenendsitze oder Pensionen wieder restauriert.
Ein Spaziergang durch die holprigen Pflastergassen kommt einer Reise in eine längst vergangenen Zeit nahe. Hier erlebten wir vieles, was die Türkei ausmacht. Wir trafen überaus freundliche und hilfsbereite Menschen. Wir wurden von vielen Menschen angesprochen; "Willkommen in der Türkei" und der Muezin weckte uns früh am Morgen.
Mittwoch, 02.09.2015 - Safranbolu bis Amasra
Von Safranbolu steuerten wir unser Wohnmobil nach Amasra, das zweifellos schönste Städtchen der Schwarzmeerküste. Die Strasse führte "Schwarzmeertypisch" mit vielen Kurven, ständiges Auf und Ab und Grün, wohin man auch blickt, durch die Gegend. Aufgrund der üppigen Vegetation lässt es sich erahnen, wie viel es hier regnen kann.
Einen ersten Blick von oben konnten wir schon von der Strasse auf Amasra erhaschen. Der Ort erstreckt sich malerisch auf einer Halbinsel mit vorgelagerten Inselchen zwischen zwei Buchten.
Amasra liegt auf einer Halbinsel sowie auf der Insel Büyük Ada (Grosse Insel), die durch eine, während der byzantinischen Aera im 9. Jahrhundert im römischen Stil erbauten Brücke, mit dem Stadtgebiet verbunden ist. Der Stadt vorgelagert liegt eine unbewohnte weitere Insel, die Kanincheninsel. Auf der Halbinsel liegen die zerstörte byzantinische Zitadelle und die Stadtmauer.
Da der Parkplatz in Amasra überfüllt war, fuhren wir in ein Nachbardorf, wo wir unser Nachtlager auf einem Campingplatz aufschlugen. Dort waren wir die Attraktion schlecht hin bei Mensch und Tier mit unseren Wohnmobilen.
Donnerstag, 03.09.2015 - Amasra bis Sinop
Entlang der Küstenstrasse reisten wir weiter ostwärts, nächstes Ziel die Stadt Sinop. Das schreibt sich hier so flott. Ganz anders war allerdings der Weg dort hin.
Die Küstenstrasse entlang des Schwarzen Meeres ist ein Traum was die landschaftliche Schönheit angeht. Unvergessliche Aussichten auf das blaue Meer (Erkenntnis; das Schwarze Meer ist gar nicht schwarz), dichte Laubwälder und verschlafene Ortschaften begleiteten uns.
Die Küstenstrasse ist aber gleichzeitg auch ein Alptraum. Gefühlte 10000 Kurven wollten auf schmaler, schlecht geteerter Strasse gemeistert werden. Belastungsgrenzen für Mensch und Material wurden spürbar. Am Ende hatte es sich dann doch gelohnt. Irgendwann wird es dieses Abenteuer nicht mehr geben. Dann wird auch diese Strasse durch den modernen Schwarzmeer Highway ersetzt worden sein.
Gegen Abend waren wir endlich in Sinop angekommen. Sinop ist eine jugendliche Stadt auf einer weit vorspringenen Landzunge gelegen, mit schönen Stränden in der Umgebung.
Die exponierte Lage am nördlichsten Punkt der türkischen Schwarzmeerküste bescherte Sinop während des Kalten Krieges einen amerikanischen Horchposten, der den Funkverkehr im Reich des Bösen abhörte. Längst vergangene Zeiten, oder doch nicht?
In einer weiten Bucht fanden wir den Campingplatz Marti, unsere Bleibe für den nächsten Tag.