Freitag, 27.10.2017, Selinunte - Corleone - Camping Canne Siculiano Marina
Heute war ein "Mafia Tag" angesagt. Aber zuerst einmal genossen wir unser Frühstück bei herrlichem Sonnenschein vor dem Camper, bevor wir dann unsere 7 Sachen zusammenpackten und den Weg zur Mafia aufnehmen, sprich zum Dorf Corleone. Der Dieselmotor wurde einmal mehr stark gefordert, da es wiederum von der Meereshöhe ins Landesinnere ging. Ueber die Strassen in Innern von Sizilien gibt es nicht viele Worte zu verlieren. Sie sind in einem sehr desolaten Zustand. So brauchten wir für 58 Kilometer bis nach Selinunte gute 2 Stunden Fahrt. Dafür wurden wir unterwegs mit schönen Landschaftsbildern sowie Dörfern auf den Hügeln belohnt.
Als Hochburg und Zentrum der Mafia galt schon immer die sizilianische Hauptstadt Palermo, in der zahlreiche Mafiaclans ihre Claims abgesteckt hatten. Hier fanden stets die großen Bandenkämpfe statt, da dort die lukrativsten Märkte im Bausektor und bei öffentlichen Ausschreibungen winkten.
In den 70er Jahren verlagerte sich das Zentrum jedoch in die kleine Stadt Corleone, südlich von Palermo in den Bergen gelegen. In 30 Jahren hatte die dortige Mafia ihre Macht kontinuierlich gegen die eher traditionellen Mafiagruppen aus Palermo ausgebaut. Stärker als alle anderen Clans hatten die Corleoneser alte Werte und Sitten abgestreift und sich auf den schnellen Weg zu Geld und Macht konzentriert. Als erster Mafiaclan stiegen die Corleoneser in großem Stil ins Heroingeschäft ein (Übernahme des Geschäftes von der zerschlagenen French Connection) und verdienten in kurzer Zeit enorme Geldsummen. Alte Abmachungen zwischen Mafiafamilien galten bei den Corleonesern nichts mehr.
Die Stadt Corleone hatte schon immer einen sehr schlechten Ruf als eine der gewalttätigsten Städte der Welt. Von 1944 bis 1948 wurden in der Stadt 153 Morde verzeichnet und 1953- 58 verlor Corleone 1,3 % der Bevölkerung durch Mordtaten (bei einer Bevölkerungszahl unter 10 000 Einwohnern).
1980 zogen die Corleoneser dann zur Entscheidungsschlacht aus, bei der sie im "Großen Mafiakrieg" mit > 300 Toten in Palermo die Vorherrschaft der Palermer Clans brachen. Mit einer selbst für Mafiaverhältnissen äußerst brutalen Methode und Strategie wurden ganze Clans komplett ausgelöscht. Auch völlig Unbeteiligte und entfernte Verwandte wurden ermordet, um eine Rache zu verhindern. Die Corleoneser konnten die Clans abschlachten, da der alte Mafia-Kodex nicht mehr viel galt und zahlreiche Unter-Bosse die Chance nutzten und ihre Oberhäupter verrieten. Ohne Dank, denn diese wurden dann auch ermordet.
Aus diesen Auseinandersetzungen ging die Cosa Nostra stärker, kompakter, vereinter, hierarchischer, dichter und noch undurchsichtiger hervor. Unangefochten stand nun ein Mafia-Boss an der Spitze der sizilianischen Mafia: Toto Riina aus Corleone.
Gleichzeitig legte die Mafia auch alle Hemmungen gegenüber dem Staat ab. Erstmals wurden auch Richter, Politiker und Polizeiführer in großer Zahl ermordet. Bis dato hatte die Mafia solche Attacken auf Vertreter des Staates vermieden, da solche Morde immer verstärkte Ermittlungsaktivitäten in der Region nach sich zogen und den normalen Gang der Geschäfte störten.
Die Corleoneser fühlten sich jedoch stark genug, gleichzeitig gegen die konkurrierenden Clans und gegen Staatsvertreter vorzugehen. Denn zu dieser Zeit wurden erstmals erfolgsversprechende Maßnahmen gegen die Mafia ernsthaft diskutiert.
Dies zeigte schon eine Zeitenwende, denn bis dahin konnte die Mafia solche Probleme meistens hinter den Kulissen regeln. Die Gewaltwelle war also eher ein Zeichen für die Schwäche der Mafia.
1982 bekam die Mafia mit dem Carabinieri-General della Chiesa erstmals einen gleichwertigen Gegner, der dann auch schon nach wenigen Wochen ermordet wurde. Danach wurde schrittweise der Ermittlungsapparat der Anti-Mafia-Ermittler ausgeweitet. (siehe auch: Anti-Mafia, auf den die Corleoneser wiederum mit Gewalt reagierten. (Morde an den besten Anti-Mafia-Ermittlern Falcone Borselini).
Gerade die Gewalt war für die Mafia sehr kontraproduktiv, da die Öffentlichkeit verstärkt ein wirksames Eingreifen des Staates verlangte und sich Anti-Mafia-Bewegungen in Sizilien bildeten. Als Anfang der 90er Jahre die schützende Hand der Politiker wegfiel, reagierte die Mafia wiederum mit einer brutalen Gewaltserie, der in Palermo 1991 718 Personen zum Opfer fielen.
Ein Nebeneffekt des Zusammenbruchs des alten Parteiensystems in Italien war die zunehmende Bereitschaft von inhaftierten Mafiosi, auszupacken. Aufgrund unzähliger Kronzeugen-Aussagen konnten dann die meisten führenden Mafia-Führer festgenommen werden, darunter der Corleone-Boss T. Riina, der seit 23 Jahre auf der Flucht gewesen war.
Dies bedeutet jedoch nicht das Ende der Mafia, denn die Positionen werden schnell wieder von anderen ausgefüllt. Entscheidend ist dabei, inwieweit die bestehenden Clans sich befrieden und neue Beziehungen zu Machthabern und Staatsvertretern aufbauen können. Denn die Mafia lebt von einer organischen Beziehung.
Nach diesem Abstecher ins Landesinnere fuhren wir wieder zum Meer und bezogen in Siculiana Marina unser Uebernachtungsplatz und zwar auf dem Camping Canne. Wir waren hier die Einzigen, die uebernachteten. Gegen abend spazierten wir am Meer entlang und genossen die herrliche Abendstimmung.
Samstag, 28.10.2017, Camping Canne Siculiano Marina - Agrigento Camping Vallee de Templi
Heute war ein recht "Easy Tag". Nachdem wir wiederum vor unserem Wohnmobil gefrühstückt hatten ging es gemütlich weiter und zwar nach Agrigento, wo wir bereits schon 40 Minuten später eintrafen. Auf dem sehr gut ausgestatteten Campingplatz Vallee de Templi bezogen wir unser Uebernachtungslager für die nächsten 2 Tage.
Am Nachmittag besuchten wir Old Agrigento.
Agrigento liegt an der Südküste Siziliens und ist vor allem wegen seiner Altstadt bekannt. Die Wurzeln der Stadt gehen zurück bis ins Jahr 582 v. Chr. Zu dieser Zeit gründeten Auswanderer aus Rhodos und Gela die Stadt Akragas. Später wurde sie von den Römern in Agrigentum umbenannt.
Hauptsehenswürdigkeit der Altstadt ist die Kathedrale San Gerlando. Sie wurde im 11. Jahrhundert erbaut und befindet auf dem Girgenti-Hügel. Neben einer breiten Freitreppe befindet sich ein gotischer Glockenturm. Die Reliquien des heiligen Gerlando befinden sich in einer kleinen Kapelle im Inneren der Kathedrale.
Ebenfalls sehenswert ist S. Spirito, ein Zisterzienserkloster aus dem 13. Jahrhundert. Die bedeutendste Barockkirche Agrigentos ist S. Lorenz und stammt aus dem 17. Jahrhundert. Neben der Porta Atenea, einem Stadttor, ist auch das Museo Diocesano einen Besuch wert.
Nachdem wir zu unserem Womo zurückgekehrt waren, genossen wir ein Apero und nahmen anschliessend unser Nachtessen ein.
Sonntag, 29.10.2017, Camping Vallee de Templi - Vallee die Templi
Ein weiteres Geschichts-Highlight auf der Insel besuchten wir heute. Wer schöne griechische Tempel sehen will, der fährt besser hierher anstatt nach Griechenland…
Beim Tal der Tempel handelt es sich um einen Archäologie- und Landschaftspark, der die Überreste der Stadt Akragas enthält. Diese Stadt war eine der wichtigsten griechischen Polis der Antike, und somit ist der Park eine der bedeutendsten archäologischen Stätten Siziliens. Die sich dort befindlichen Tempel reihen sich entlang der südlichen Stadtmauer. Besonders interessant ist auch das Heiligtum der chthonischen Gottheiten, welches noch vor der griechischen Besiedelung entstand.
Die Anlage selbst befindet sich auf einem Hochplateau, weshalb der Name "Tal der Tempel" etwas irreführend erscheinen mag. Da sich die heutige Stadt jedoch auf der ehemaligen Akropolis befindet und auf die Tempelanlage herabblickt, hat sich diese Bezeichnung durchgesetzt. Der Park ist in zwei Hälften unterteilt. Während sich im westlichen Teil vor allem Tempel des Zeus, der Dioskuren und chthonischer Gottheiten befinden, kann man im östlichen Teil Tempel von Hera, Herkules und Concordia bewundern. Die Via dei Templi führt 2 km lang an mehreren Tempeln bzw. deren Ruinen vorbei und beeindruckt durch die schöne, aussichtsreiche Lage. Im Hintergrund die Stadt Agrigent.
Das am besten erhaltene Bauwerk ist der Concordia Tempel, davor eine moderne Skulptur des Dädalus. Die griechische Mythologie berichtet, dass Dädalus nach dem Absturz seines zu nahe an der Sonne fliegenden Sohnes Ikarus auf Sizilien gelebt hat.
Ziege in einem Gehege auf dem Ausgrabungsgelände – mit prächtigen gedrehten Hörnern
Am Abend gönnten wir uns ein herrliches Abendessen in einem Restaurant. So ging ein sehr interessanter, kultureller Tag zu Ende.
Montag, 30.10.2017, Camping Vallee de Templi - Caltanissatte - Enna - Camping Agriturismo
Heute ging also unsere Sizilienreise weiter und zwar weg vom Meer wieder ins Landesinnere. Als erste Station fuhren wir das Dorf Caltanissatte an.
Früher war Caltanissatta bekannt für den Abbau von Schwefel. Heute ist sie bekannt für Zuckersachen in allen Variationen. Wir schlenderten über den Dorfplatz und bestaunten die ausgestellten Zuckersachen.
Weiter ging es nach Enna.
Enna gilt seit der Antike als Nabel Siziliens. Die auf einem Bergrücken gelegene Stadt war lange Zeit nicht nur uneinnehmbar, mit dem zentralen Heiligtum der Demeter und Persephone stand sie auch im Mittelpunkt des kulturell-religiösen Lebens auf Sizilien. Das kleine Städtchen punktet zwar nicht mit so zahlreichen Sehenswürdigkeiten wie andere Provinzhauptstädte – dennoch versprüht Enna einen gewissen Charme und kann auch mit einem der größten Kastelle Siziliens sowie mit einem schönen Dom aufwarten.
Weil Enna in Zentralsizilien, wie bereits erwähnt, etwa 300 Meter hoch auf dem Monte San Giuliano liegt, offenbaren sich dem Besucher traumhafte Ausblicke über die Olivenplantagen, Weizenfelder und Weinberge der süditalienischen Insel.
Dienstag, 31.10.2017, Camping Agriturismo - Villa Romana del Casale
Zuerst einmal einige Zeilen und Bilder über unseren Uebernachtungsplatz. Der Platz liegt total in einem Talkaessel und wird von einer Bauernfamilie betrieben. Also Natur pur. Wir waren die beiden Tage mutterseelen Alleine und konnten so die Ruhe und die Natur in vollen Zügen geniessen.
Heute besuchten wir die Villa Romana del Casale.
Diese eindrucksvolle kaiserliche Villa liegt in der Provinz Enna, im römischen Herz Siziliens. Ein bemerkenswertes Landhaus, dessen Charme, hauptsächlich von den bezaubernden Mosaiken gekennzeichnet ist. Diese gelten als die schönsten und besterhaltenen ihrer Art und die Feinarbeit mit der, diese klare und präzise Bilder und die zahlriechen Farbnuancen kreiert wurden, haben 1997 die Anerkennung der UNESCO als Weltkulturerbe erhalten. Die Schönheit und der einzigartige Prunk der Architektur und deren Dekoration, machen diese Villa zu einem der bedeutendsten Beispiele einer Repräsentanz Villa aus der Zeit.
Die Villa stammte aus dem Zeitraum 320-350 n.Chr. und scheint der Besitz einer römischen, aristokratischen Senator-Familie zu sein, wahrscheinlich eines Gouverneurs Roms (Praefctus Urbi). Anderen Theorien nach wurde diese für einen hohen Kaiseroffizier errichtet und erweitert, Maximus Erculeus, Tetrarch von Diocletian.
Wichtige Ausgrabungen in der Mitte des 20. Jh. haben etwa 3.500 Quadratmeter an Boden- und Wandmosaiken in einem geometrischen und illustriertem Stil freigelegt sowie Säulen, Statuen, Kapitellen und Goldmünzen. Der Lebensstil des Hausbesitzers wird anhand dieser Boden- und Wandmosaiken zelebriert sowie durch den Prunk, der in allen Wohnräumen sichtbar ist. Außerdem sichtbar ist hier ein afrikanischer Einfluss, die auf die Arbeit afrikanischer Meister hinweisen.
In diesen Mosaiken kann man verschiedene Stile und Narrativ-Zyklen erkennen: einer ist der Mythologie und Homers Gedichten geweiht, ein weiterer der Natur und dem Alltagsleben der römischen Aristokratie.
Vier sind die Bereiche der Villa, die durch die Ausgrabungen freigelegt wurden: Der monumentale Eingang mit dem Innenhof in Hufeisenform; Der Zentralkörper der Villa, errichtet um einen Hof mit Garten; Ein großer Saal mit drei Absiden (Trichora); Die Thermalanlage.
Am Abend assen wir bei den Bauersleuten ein richtiges sizilianisches Menu. Wir bekamen 15 Vorspeisen, dann den Hauptgang, als Dessert gab es div. Süssigkeiten und zu guter letzt gab es noch einen Limonetten-Schnaps. Bezahlen mussten wir 20 Euro inkl. 1 Liter Wein. Es war einfach herrlich. Zufrieden gingen wir zu unserem Womo zurück und verbrachten wiederum eine ruhige Nacht.
Mittwoch, 01.11.2017, Camping Agriturismo - Caltagirone - Camping Scarabeo Blue Punta Braccetto
Heute war also der Abschied gekommen aus der puren Natur und wir kehrten wieder in die Zivilisation zurück. Als erstes besuchten wir die Stadt Caltagirone.
Caltagirone ist die Keramikhauptstadt Siziliens. In der barocken Altstadt reiht sich eine Werkstatt an die andere, die Auswahl an bunten Majolika-Erzeugnissen ist unüberschaubar. Hauptattraktion ist die Scalinata di Santa Maria del Monte, die mit Majolikakacheln verkleidete Freitreppe.
Caltagirone liegt malerisch auf drei Hügeln. Auch diese Stadt teilt sich in eine Unter- und Oberstadt, in der sich die interessanten Sehenswürdigkeiten befinden. Das Erdbeben von 1693 beschädigte auch Caltagirone, die Stadt wurde im Barockstil wieder aufgebaut und gehört daher zu den spätbarocken Städten des Val di Noto. 2002 wurde sie UNESCO-Weltkulturerbe.
Nun wurde es mal wieder Zeit sich am Meer ein bisschen Auszuruhen und so fuhren wir Richtung Süden bis zum Campingplatz Scarabeo Blue in Punta Braccetto. Der liegt goldrichtig am Wasser und bietet sich zur Erholung an. Übrigens wird er wohl auch gern zum Überwintern genutzt. Allerdings ist nicht viel zu Fuss oder mit dem Rad zu erreichen.
Donnerstag - Freitag, 02.11 - 03.11.2017, Camping Scarabeo Blue Punta Braccetto
An diesen beiden Tagen relaxten wir und genossen die herrliche Wärme , welche zu dieser Zeit herrschte. Ebenfalls machten wir diverse Fahrradausflüge in der Umgebung.