Guten Morgen. Die prasselnden Regentropfen weckten uns sanft aus einen tiefen und erholsamen Schlaf.

Als wir in den Speisesaal kamen, wurden wir von einem wunderbaren Frühstücksbuffet mit ganz wunderguten Dingen empfangen.

Wir begannen unser Frühstück mit einem Glas Sekt und taten uns dann gütlich bei Kefir, frischen Früchten, diverse Brötchen, Schinken und Käse, Omeletten, Kaffee, Orangenjus etc.

Nach dem Essen ging es nochmals kurz aufs Zimmer, unsere Siebensachen schnappen. In der Zwischenzeit hatte der Regen aufgehört und wir marschierten unternehmungslustig los in Richtung Markthalle, denn ein Marktbesuch gehört einfach dazu wenn man Land bzw. Stadt und Leute kennenlernen möchte.

Markthallen (Zeppelinhallen)

 

Der Rigaer Zentralmarkt hat auch mit einer baulichen Besonderheit aufzuwarten, denn die heutigen Markthallen waren einmal die weltgrösste Zeppelin-Werft. Die lettische Regierung kaufte die von der kaiserlichen deutschen Armee aufgegebenen Zeppelin-Hangars aus dem Ersten Weltkrieg und begann 1924 mit den Umbauarbeiten für einen Zentralmarkt. Am 2. November 1930 öffnete dann der Markt seine Pforten.

Zu sehen gab es auf dem Freigelände neben Obst und Gemüse aus der Region auch viele Blumen.

In den Hallen selbst war das Angebot eher mässig. Eine Halle ist den Fleischern gewidmet, eine zweite den Fischern bzw. Fisch verarbeitenden Betrieben. In Beiden roch es recht streng, sodass unser Aufenthalt im Innern nur von kurzer Dauer war.

 

Nachdem wir in den 4 Hallen genug gesehen hatten, verliessen wir den Markt am oberen Ende wieder und gingen Richtung Altstadt. Ein Stück weit folgten wir der Daugava, kamen am Denkmal zu Ehren der Revolutionäre des Jahres 1905 vorbei und bogen kurze Zeit später auf den Rathausplatz ein.

Hop-on Hop-off, die erste Runde

 

Auf dem Rathausplatz sahen wir dann eine Riga Bus Tour, welche verlockend schien.

Wir erhofften uns, so auch Vierteln kennenzulernen, die wir vielleicht in unserem Reisebeschrieb nicht gleich fanden. Wir müssen dazu nicht laufen und wo es uns besonders gefällt können wir ja dank Hop-on Hop-off jederzeit aus- und wieder einsteigen.

 

Wir ergatterten uns zwei Tickets mit 2 Tagen Gültigkeit von einem überglücklichen Busfahrer. Abfahrt sagte er sollte in wenigen Minuten sein und so kletterten wir in den oberen Stock des Doppeldeckers und setzten uns die fragwürdigen Kopfhörer auf.

Ahja, Ludmilla sang baltische Weisen, von denen wir schon bald genug gehört hatten und daher liessen wir doch lieber wieder die Gespräche der Mitfahrenden und die Geräusche von draussen an unsere Ohren.

 

Alsbald ging also die Tour auch schon los und brachte uns zur Christigeburts-Kirche. 

Weiter ging es über eine Brücke auf das gegenüberliegende Ufer der Daugava, wo ein grösserer Park und das sowjetische Siegesdenkmal zu sehen war.

Sonst gab es das eine oder andere moderne Firmengebäude und etwas weiter vom Ufer entfernt so manches eher schon verfallene Wohnhaus. Es war eine unspannende Gegend.

Ueber die Vansu Brücke führte die Tour zurück auf die Altstadtseite der Daugava, wo wir auf uns bereits bekannten Pfaden an den vielen schönen Fassaden der Häuser vorbeifuhren.

Wir erfuhren, dass das Haus, dessen Dach mit der von 3 Atlanten getragenen Weltkugel aus Buntglas die italienische Botschaft beherbergt und schmunzelten über eine silberne Venus von Villendorf, die ihre überbordende Weiblichkeit vor der lettischen Kunstakademie präsentiert. So ist auch Oesterreich in Lettlands Hauptstadt entsprechend repräsentiert.

Bald schon war die Route der Green Line beendet und wir stiegen wieder am Rathausplatz aus. Den zweiten Teil der Tour, die Blue Line werden wir dann Morgen machen.

 

Rathausplatz und Schwarzhäupterhaus

 

 

Unsere nächste Anlaufstelle für eine Besichtigung per pedes war nun das Schwarzhäupterhaus

 

1334 wurde das Gebäude als "Neues Haus der Grossen Gilde" erstmals erwähnt. Ursprünglich im gotischen Stil errichtet, wurde es mehrfach um- und ausgebaut. Im 17 Jahrhundert bekam es eine Renaissance Fassade und die astronomische Uhr.

Wenn man glaubt, man stünde hier vor oder in einem vorbildlich restaurierten historischen Gebäude, dann irrt man sich allerdings sehr, denn im 2 Weltkrieg wurde das Schwarzhäupterhaus komplett abgerissen und erst Ende des 20. Jahrhunderts originalgetreu rekonstruiert. Das Neue Haus ist also wirklich sehr neu.

Leider konnten wir das Innere des Schwarzhäupterhaus nicht besuchen, da dieses wegen Feierlichkeiten für die Oeffentlichkeit gesperrt war. Schade. Dennoch stelle ich hier ein-oder zwei Photos aus dem Internet aus, um Euch zu zeigen, wie dieses Haus Innen aussieht.

Wir setzten uns auf dem Rathausplatz auf eine Bank und schauten dem Treiben zu.

Hier einiges Wissenswertes über den Rathausplatz;

 

Der Rathausplatz wurde ebenfalls neu aufgebaut, denn im Zweiten Weltkrieg wurden der alte Platz und seine historische Bebauung zerstört. Nicht nur der Nachbau des geschichtsträchtigen Schwarzhäupterhauses erfreut dabei der Besucher von Riga, sondern auch das moderne, rekonstruierte Rathaus und andere Gebäude. Gerade hier auf dem Rathausplatz wurde vor rund 500 Jahre der erste Weihnachtbaum der Stadt illuminiert. Jetzt befindet sich an dieser Stelle eine Gedenktafel und jedes Jahr wird hier ein neuer Christbaum geschmückt.

In der Mitte des Platzes steht die Rolandsäule. Roland war der Neffe des fränkischen Königs Karl des Grossen, der ihn zu einem seiner Heerführern machte. Das Land, das ihm Untertan war, verwaltete Roland mit strengen und gerechten Gesetzen.

Grosse und Kleine Gilde

 

 Weiter ging es zu den Häusern der Grossen-/ und Kleinen Gilde, um auch diese zu besuchen.

Die Kleine Gilde ist ebenso wie die benachbarte Grosse Gilde ein Neubau aus dem 19. Jahrhundert im damals beliebten neogotsichen Stil. Sie erhebt sich an ihrem angestemmten Platz aus dem Mittelalter und war einst Versammlungsort der Handwerkerzünfte. Bis ins 19. Jahrhundert hinein nahmen sie grossen Einfluss auf die Geschehnisse in der Stadt, wenngleich Handwerker in der sozialen Rangordnung deutlich hinter den weitaus mächtigeren und reicheren Kaufleuten standen.

Leider standen wir vor beiden Häusern vor geschlossenen Türen, da beide Häuser infolge Renovationsarbeiten nicht geöffnet hatten.

Folgend könnt ihr dennoch Bilder vom Innern der Häuser betrachten, welche ich aus dem Internet geholt habe.

Anschliessend spazierten wir kreuz und quer durch die alltertümliche Altstadt und kamen dabei zu 3 mittelalterlichen Häusern, welche die Nummer 17, 19, 21 tragen (drei Brüder).

Das rechte Haus mit dem Treppengiebel wurde zum Ende des 15. Jahrhunderts erbaut. Es ist der älteste Bruder.

Das Gebäude in der Mitte wurde um 1650 errichtet und das linke, kleinere Wohnhaus stammt aus dem 17. Jahrhundert.

Auf dem Weg zurück zum Hotel kamen wir an jenem Café vorbei, das den berühmten Rigaer Schwarzen Balsam anbietet.

Dabei handelt es sich um einen Kräuterlikör nach geheimer Rezeptur, welcher der Gesundheit sehr zuträglich und der vor allem hilft zu verdauen, was man so den lieben langen Tag in sich hineingestopft hat.

Im Innern ist das Café auf alltertümlich hergerichtet. Ueberall stehen die dunklen Flaschen mit dem Balsam in Regalen, dazwischen Trüffel und Torten und das Personal trägt barocke Kleidung.

Sehr lustig war der Gang zur Toilette, da man erstens durch unzählige Räume des in die Länge gezogenen Ladens gehen muss, um dann mit einer Doppelflügeltüre zu kämpfen, die mit einem von unten hinauf zu schiebenden Riegel zu öffnen und zu schliessen ist. Während des kurzen Aufenthalts an jenem Oertchen konnte von Stille nicht die Rede sein, denn es rüttelte, drückte und polterte von jedem Besucher an der Türe, um entweder hinein oder hinaus zu gelangen.

Wir erholten uns dann ein wenig im Hotel, bevor wir in einem speziellen Speiselokal unser Nachtessen einnahmen.

 

Die Galerija Istaba - das sind Kuntgalerie, Geschäft und Restaurant in Einem, was dem Ort eine besondere freie, kreative, fast schon bohemische Atmosphäre verleiht. Das Restaurant Bufete ist auf dem Balkon des 1. Stockes untergebracht, von  wo aus man die Galerie einsehen kann. Jeder Tisch ist anderes gedeckt, wie ein einzelner Raum. Speisekarte gibt es keine. Der Koch zaubert aus frischen Zutaten jeden Abend spontan ein neues Gericht, dass man mit Fisch, verschiedenen Fleischsorten oder als vegetarische Variante bestellen kann.

Nach diesem speziellen Abendessen ging es mehr oder weniger auf direktem Wege zurück ins Hotel, da wir mittlerweilen wirklich ziemlich erledigt waren.

Im Zimmer blätterten wir bereits im Bett sitzend in den Unterlagen für den morgigen Tag, sicherten unsere gemachten Photos und schrieben  einige Zeilen was wir heute erlebt haben ins Tagebuch.

Müde sanken wir alsbald in die Kissen nach diesem langen Tag und träumten schon vom vergangenen Glanz der Ostseebäder, von denen wir morgen eines besuchen wollen.  

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